27. Mai 2025
Maria Stuart
Herr Jesu Christ, den sie gekrönt mit Dornen,
beschütze die Geburt des hier Gebor‘nen.
Und sei‘s dein Will‘, lass sein Geschlecht zugleich
lang herrschen noch in diesem Königreich.
Und alles, was geschieht in seinem Namen,
sei dir zu Ruhm und Preis und Ehre, Amen.
1852, also vier Jahre vor seinem Tod, komponierte Robert Schumann fünf „Gedichte der Königin Maria Stuart“, entstanden im 16. Jahrhundert, übersetzt im 19. Jahrhundert von Gisbert, Freiherr von Vincke.
Die Tonsprache der Lieder, die Schumann selbst „Gedichte“ nennt, ist stark reduziert. Nr. 2 (Nach der Geburt ihres Sohnes) und Nr. 5 (Gebet) nähern sich einem Choral, und auch in den übrigen Liedern wird der Text mehr deklamiert als gesungen. Die Gesangsstimme bewegt sich eher in der Mittellage, die Klavierbegleitung ist sparsam, dem tief tragischen Inhalt der Gedichte angemessen.
In diesem letzten Liederzyklus Schumanns durchläuft Maria Stuart eine eindrucksvolle Entwicklung: „Abschied von Frankreich“ drückt tiefe Trauer aus während der Überfahrt der achtzehnjährigen Witwe vom lebensfrohen, sonnigen Frankreich auf dem Weg ins feuchte, karge Schottland.
„Nach der Geburt ihres Sohnes“ betet die Königin über einem Klavier-Choral zu Jesus Christus, dem sie die Sorge um das Leben ihres Sohnes anvertraut. Selbstbewusst wünscht sie, dass dieser und auch noch seine Nachkommen als Könige herrschen mögen.
Nach dem Mord an ihrem zweiten Mann Lord Henry Darnley vermählt sich Maria Stuart allzu schnell mit dessen mutmaßlichem Mörder Bothwell und muss deshalb das Land verlassen. In Sonettform schreibt sie „An die Königin Elisabeth“ und hofft (vergeblich) auf deren Gnade.
Maria Stuart flieht nach England. Dort verwickelt sie sich in den Streit um die Englische Thronfolge, sie wird wegen Hochverrats angeklagt und eingekerkert.
So nimmt sie – viertens – ebenfalls in Form eines Sonetts „Abschied von der Welt“ – „Mein Herz erstarb für irdisches Begehren“ – die Königin hat sich in ihr Inneres zurückgezogen, wie die trauernde Witwe in „Frauenliebe und -leben“. Maria Stuart sehnt sich nach „ewigem Frieden“. Alle Hoffnung auf diesseitige Erlösung hat sie aufgegeben.
Die Sorge höret nimmer auf, vom ersten Herzschlag bis zum letzten Atemzug
Kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – große Sorgen
Die gute Mutter bemüht sich, die Bedürfnisse ihres Kindes zu erspüren
Hat es Durst oder eine volle Windel
Ist es müde oder möchte es kuscheln
Entwickelt es sich plangemäß
Kann es sich frei entfalten
Wo setzt die gute Mutter Grenzen
Was mutet sie ihrem Spross zu
Wird das Kind verwöhnt oder unterdrückt
Lässt du es schreien oder bist du bei jedem Mucks alarmiert
Bestimmt das Kind das Familienleben
oder fügt es sich in eine bestehende Ordnung
Wird ein erstes Kind, gar ein Einzelkind, überbehütet, zum Egoisten erzogen
oder genießt es die ihm gebührende Aufmerksamkeit
Fehlt diese dem vierten Kind oder wächst dieses unbelastet von überzogenen Ansprüchen entspannt auf
Wie viel Freiraum darf eine Mutter beanspruchen
Gibst du mit dem Beginn der Schwangerschaft alle eigenen Bedürfnisse auf
Klar, geraucht und gesoffen wird nicht mehr
Aber darf es mal ein Glas Sekt oder Wein sein
Verzichtest du als stillende Mutter auf blähende, wund machende Speisen
oder wirfst du dem Kind Pillen ein und cremst den kleinen Hintern
Genießt du die Innigkeit des Stillens, das Unersetzlich-Sein
oder findest du es praktischer, das Kind mit Fläschchen auch mal abgeben zu können
Sorgst du dich um die Festigkeit deines Busens
Stärkt es die Abwehr, Krankheiten auszuhalten
oder bist du sofort mit Paracetamol bei der Hand
Wogegen impfst du dein Kind
Wann und wie lange kommt das Kind in die Krippe, in den Kindergarten
Schadet ihm die frühe Fremdbetreuung
oder wird das Baby dort endlich professionell umsorgt
Sorgst du dich mehr um das Kind, das ständig quengelt
oder um das, welches alles klaglos mitmacht
Kann das Kind sich allein beschäftigen
oder muss es ständig bespaßt werden
Hat das Kind Freunde
Geht es auf Andere zu oder wartet es, bis es angesprochen wird
Ist das Kind beliebt oder wird es ausgegrenzt
Liegt das wirklich an den anderen Kindern
Wie kommt es in der Schule zurecht
Ist es klug oder fällt ihm das Lernen schwer
Nutzt es sein Potential oder bleibt es unter seinen Möglichkeiten
Erwartest du zu viel, wenn du dich an schlechten Noten störst
oder bist du ignorant, wenn du es nicht tust
Wie intensiv begleitest du dein Kind durch die Schulzeit
Drängst du es, mehr für die Schule zu tun
Machst du jeden Nachmittag mit ihm Hausaufgaben
oder baust du auf die Selbstverantwortung des Kindes
Bist du enttäuscht, weil dein Kind nicht liest
Treibst du es zum Klavier üben, zum Hockeytraining
oder macht es Musik, treibt es Sport einfach aus Spaß
Brennt dein Kind für ein Hobby
oder hängt es am Tropf der elektronischen Medien
Ist das Verschwendung kostbarer Lebenszeit oder Freiheit
Gelingt es dir, dem Kind in jedem Alter gerecht zu werden
Veränderungen eurer Beziehung zuzulassen
Wann ist das Kind groß genug, eigene Entscheidungen zu treffen
Wählt es schon im Kindergartenalter seine Kleidung selbst
oder packst du ihm noch mit 18 den Koffer
Wie streng achtest du auf gesunde Ernährung
Dürfen es auch mal Fastfood oder Chips und Cola vor dem Fernseher sein
Darf dein Kind auf Inlinern laufen, Ski fahren
Allein mit seinen Freunden um die Häuser ziehen
Wann darf es „Filme ab 12“ sehen
Wie ausgeprägt durchlebt das Kind die Pubertät
Muss dein heranwachsendes Kind sich Freiheiten erkämpfen
oder hältst du aus, dass es eigenen Gesetzen folgt
Wie heftig muss es sich abnabeln
Welche Grenzen testet es aus
Gegen welche Regeln kämpft es
Probiert es heimlich, was du ihm untersagt hast
Bist du froh, wenn dein pubertierendes Kind jedes Wochenende zu Hause sitzt
oder bist du stolz, weil es auf jeder Party dabei ist
Sitzt du nachts am Fenster, bis das Kind nach Hause kommt
Holst du es mitten in der Nacht ab
oder muss es seinen Weg allein finden, in welchem Zustand auch immer
Wie viel bekommst du mit von dem Umfeld deines Kindes
Gefallen dir seine Freunde
oder sorgst du dich, dass es in „schlechte Kreise“ geraten könnte
Hat das Kind Geheimnisse oder bleibt Mama die engste Vertraute
Ist das wünschenswert
Wann lernst du, dass du nicht mehr alles weitererzählen darfst
Die erste große Liebe, der erste Liebeskummer
Kannst du die Verzweiflung deines Kindes aushalten, mittragen
Wie viel Vertrauen hast du in dein Kind
Hat dein Kind Vertrauen zu dir
Kommt es zu dir, wenn es etwas verbockt hat
Teilt das Kind seine Sorgen mit dir oder fühlt es sich unverstanden
Macht es sie mit sich, mit seinen Freunden aus
Respektierst du, dass dein Kind seinen eigenen Kopf hat
Unbequem wird
Wann werden Eltern peinlich
Nimmst du dein Kind als kritischen Diskussionspartner ernst
Könnt ihr über Versäumtes, Missglücktes sprechen
oder sind die Verletzungen zu groß
Gelingt es, sich weiterhin mit Respekt zu begegnen
Dem Kind zuzugestehen, dass es Recht haben könnte mit seiner Kritik
Sich zu wehren, wenn es zu verletzend wird
oder wird euer Verhältnis von gegenseitigen Vorwürfen belastet
Was wirft dein Kind dir vor
Hast du es zu wenig unterstützt oder überfordert
Warst du zu wenig da oder hast du es eingeengt
Wie dringend strebt das Kind hinaus
Wie gut kannst du loslassen
Wie lange ist das Zuhause noch der sichere Hafen
Wie lange fahrt ihr gemeinsam in den Urlaub
Findet ihr die Balance zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen nach Distanz oder Nähe
Geht das Kind von allein oder schubst du es aus dem Nest
Weiß es schon früh, was es mit seinem Leben anfangen möchte
oder braucht es Zeit, seinen Weg zu finden
Braucht das Kind nach Schulabschluss eine Auszeit
Gönnst du ihm die
oder geht es seinen Weg stringent weiter
Platzen seine Träume, weil es keinen Ausbildungs- oder Studienplatz bekommt, Prüfungen nicht besteht
oder macht es Karriere
Bleibt sein Privatleben dabei auf der Strecke
oder schafft es den Spagat
Ist es glücklich
Bezieht es dich in seine Entscheidungen mit ein
oder setzt es dich vor vollendete Tatsachen
Bleibt ihr euch nah
oder geht das Kind seinen Weg so unabhängig wie möglich
Bleibt es am Heimatort oder zieht es in die Welt
Habt ihr täglich Kontakt, einmal die Woche, einmal monatlich oder seltener
Welches Maß ist für dich angemessen
Was wünscht sich dein erwachsenes Kind
Sind deine Eltern ein Vorbild oder machst du alles anders
Lebt dein Kind deine Träume oder seine eigenen Vorstellungen
Wie lange bleibt die Rollenverteilung erhalten
Kann das erwachsene Kind sich immer noch auf seine Eltern stützen
finanziell, mit Rat und Tat
Wann soll es sein eigenes Geld verdienen
Gibt es ab und zu eine Finanzspritze oder regelmäßige Zahlungen
Bekommt es ein vorgezogenes Erbe
Helfen die noch fitten Eltern beim Einrichten der ersten Wohnung
Haben die Eltern als Großeltern Zeit und Lust, sich um die Enkel zu kümmern
Wann werden Eltern auch als Großeltern uninteressant
Erzählen sie die immer gleichen Anekdoten
Können sie nicht mehr zupacken
Brauchen sie selbst Hilfe
Wann werden Eltern zu Kindern
Muss das Kind sich um die Eltern kümmern
Die Verflechtungen wandeln sich ein Leben lang
Nie wird das Kind seine Eltern wirklich los
Nie hört die Sorge der Eltern um die Kinder auf
Soweit meine Erfahrung
Meine Gedanken und Sorgen
Teils als Mutter, teils als Tochter
Jetzt versuche ich, Christians Eltern zu verstehen
Ihr Verhalten während seiner Krankheit und danach
Ich möchte nicht ungerecht sein
Also:
Wie banal das alles
Das Kind hat Krebs!
Das Kind ist erwachsen, es hat selbst eine Familie, lebt sein eigenes Leben
Aber es bleibt dein Kind
Das Kind hat Krebs
Warum nicht du selbst
Du hast dein Leben gelebt, deine Kinder aufgezogen, deine Erfahrungen gemacht
Das Kind steht noch ganz am Anfang
Wird plötzlich herausgerissen aus seinem Leben
Ohnmacht, Verzweiflung, schlaflose Nächte
Das Kind muss Operationen, Therapien ertragen
Unfassbar leiden
Du kannst nicht helfen
Nur da sein, begleiten, aushalten
Es ist nicht auszuhalten
Es muss doch Hilfe geben
Die falsche Reihenfolge
Ein Kind stirbt nicht
Für die Kinder lebst du
Das Kind soll das Leben weitertragen
Das Kind gibt dir die Gewissheit, dass es weitergeht
So viele Möglichkeiten
So viele Pläne
Vorbei
Nein, das darfst du nicht denken
Es ist nicht vorbei
Es kann nicht sein
Darf nicht sein
Es muss noch Hoffnung geben
Du musst etwas tun
Jede Minute mit dem Kind ist kostbar
Du kennst dein Kind am besten
Niemand liebt dein Kind so wie du
Ja, das Kind hat eine eigene Familie
Aber keine Frau kann das Kind so lieben wie seine Mutter
Niemand kann es so gut verstehen wie du
Mit niemandem ist es so verbunden
Ein Teil deines Körpers, deiner Seele
Egal wie erwachsen das Kind ist
Es bleibt dein Kind
Du bleibst die Mutter
Das Leid des Kindes
Die Schmerzen
Die Ängste
Wieso kannst du ihm das nicht abnehmen
Alles würdest du auf dich nehmen
Du bist bereit, zu gehen
Aber das Kind hat Krebs
Das Kind hat Krebs
Das Kind hat Krebs